Die Tagebücher und Tagzettel des Kardinals Ernst Adalbert von Harrach (1598-1667). Edition und Kommentar

Projekt am Institut für Geschichte der Universität Wien, in Kooperation mit der Historischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, gefördert durch den Fonds zur Förderung der Wissenschaften
Beschreibung der Quelle


Quellenbeispiel Deutsch 1655

Tagzettel_Original
cardinal Cesis, cardinal und fürsten Savelli, und cardinalen Sforza haimbgesuecht, sein theilß zu betth gewesen, weill sie erst jezt die außgestandene ungelegenheiten im conclavi recht empfinden. Heint ist der herr von Ulm wider nacher Saltzburg verraist, damit er zu rechter zeit dahin gelangen möge, seine præbenda für voll zu godiren. Es ist ein sohn deß Khönigs auß Dennemarckh hie, so sich da conte tractiren laßet, der spanische pottschaffter hatt ihme gar die ėxcellentz gegeben.

14. aprill 1655, Rom
Heint frühe gar zeitlich sein wier mit 6 roßen hinauf zu S. Pancratio wo jeziger zeit der cardinal von Heßen, in einen hübschen von dem cardinalen Maidalchini neü erbauten stockh und an dem allergesündesten luft der statt wohnet, spazieren gefahren, haben ihn aber noch nicht gantz angelegt gefunden, destwegen haben wier wider umbgekhert, und sein derweill in der donna Olimpia und deß principe Pamfilio garten gefahren. Diser lezte sonderlich ist ein sehr weiter umbcraiß und galante zuegerichtet, und hatt ein wohnung mitt allerhandt schönen rariteten von bildern und statuen, und anderen klienern minutien eingerichtet. Wier* sein dorten unversehens einmall wackher angespüzet und genezzet worden, also das es unseren Barsotti schier ein wenig verschmacht hette; in dem ersten garten hatt unß die extraordinari höhe eines bedeckhten gangs zum besten gefallen. Den cardinal von Heßen haben wier hernach wollauf gefunden, darf sich aber noch nicht recht ofentlich sehen laßen, biß er den capello cardinalitio von dem Pabsten empfanget; bei allem deme ist er gegen den abendt fort alla incognita zu unß khommen; es sein sonsten auch der cardinal Giorio und Trivultio heint da gewesen, wie in gleichen etliche prelaten, alß der monsignor Maffei, archivescovo d’Urbino, der monsignor Priuli und andere; von cavalieri der cavaliere Lomellino und conte Widman, don* Diego* Giera* und 6 luccheser. Ihr pabstliche Heiligkeit haben den monsignor Bonelli zum gouvernor di Roma gemacht. |





Tagzettel_Original
15. aprill 1655, Rom
Wier sein heint den ganzen tag nicht auß dem hauß khommen, weill es alleweill geregnet, und so feücht khalt gewesen das einer schier einen offen hette leiden mögen, doch sein fort etliche prelaten und cavalieri beim cardinal gewesen, darunder auch der graf von Werdenberg, der villeicht woll auch noch ein paar monath hie bleiben möchte. Nachmittag hatt unß auch der cardinal Maidalchini und prencipe Borghese besuecht. Man sagt der Pabst seye intentionirt den duca d’Amalfi alhero zuruefen, und zu einen generale di S. Chiesa zu machen, andere sagen es von den Frangipani, welcher zu Neapoli ist. Man discurriret auch alß wan die crönung ihrer pabstlichen Heiligkeit auf etliche tag weiter hinaus verschoben werden möchte, damitt sie* auf einen stätten feyertag falle, der jährlich unveränderlich celebrirt werden khünne.

16. aprill 1655, Rom
Heint frühe ist der cardinal Gabrielli bei unß gewesen, der monsignor Torreggiani, monsignor Massari, pater Koller jesuiter, etliche* capuziner und andere. Man sagt diser Pabst wolle die chiericati di* camera* nimmer verkhaufen, sondern einem jeden 2.000 cronen einkhomens laßen, und das ubrige von selbigen gefellen wider zu seiner cammer haimbziehen. Nachmittag sein wier bei den contestabil Colonna gewesen, der will ein weill auf die güeter hinauß, hernach haben wier den venedischen pottschaffter besuecht, und endtlich dem general der jesuiter die visita restituirt. Unser curier, welchen wier mitt der zeitung der wahll deß Pabsten nacher Venedig geschickt, hatt das unglückh gehabt, das er wegen widerwertigen wetters 16 stundt bei dem paß zu Malamocco ist aufgehalten worden.

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