Die Tagebücher und Tagzettel des Kardinals Ernst Adalbert von Harrach (1598-1667). Edition und Kommentar

Projekt am Institut für Geschichte der Universität Wien, in Kooperation mit der Historischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, gefördert durch den Fonds zur Förderung der Wissenschaften
Beschreibung der Quelle


Quellenbeispiel Deutsch 1638

6. junii 1638, Prag
Heindt frühe habe ich die procession gehalten in der altstatt in der Thein khirchen, haben gahr guettes wetter darzue gehabt, weill die sonnen wenig geschinen und ein zimblich khüelles lüfftl darzue geblaßen. Bey dem lezten althar hatt eß ein wenig ein comedi abgeben, sonsten ist alles fein hurtig und ordtentlich zuegangen. Herr burgraff [Adam von Waldstein] hatt durchauß gewolt, ich solle forth bey den burgern bein eßen bleiben, weill es mich aber nicht recht gelustet, also bin ich haimb, und weder bei ihnnen, noch bei dem obristen Lißaw [Jan z Lisova] geweßen. Bey unserem neülichen pankhet bey dem schloßhaubtman [Jan Karel Příchovský], wären baldt allerley händell entstanden, nach dem ich weckh bin, zwischen dem Khinßki [Octavian Kinsky], und dem obristen Lißau, weill diser sein schönes reden nicht verstehen wollen, und sein schon vor das thor miteinander geritten geweßen, aber der [Rodolfo] Coloredo ist bey zeitten in das mittell khommen; [wie auch] zwischen dem Hannß Wrätislav [Johann Wenzel Wratislaw], und dem jüngern Sbubna [Kunata Jaroslav Bubna], der ohne das noch einen grollen über den anderen hatt weill er ihme die schwester nicht zum weib geben wollen: Endtlich hatt der Hanß [Johann] Christoph von Waldstein in haimb reitten einen Laßanski [Lažanský], den er sonsten nie gekhent, angetroffen, der ihn ohne alle ursach gleich mit der wehr angesprengt, darauf er sich entgegen gesezet, ihme die wehr außgeschlagen und den khopf ein 2 mall woll wider die mauer gestoßen, und also wider weiter seinen weeg geritten.


7. junii [1638], Prag
Heindt ist die procession zu S. Thomas geweßen, ebenfalß mit guetten wetter ohne das schier einiger mensch geschwizet. Darnach hatt unß der füerst [Wenzel Eusebius] von Lobkhowitz ein panckhetl gehalten, darbei auch frauzimmer geweßen, nemblich herzogin von Sachßen [Anna Magdalena von Sachsen-Lauenburg], frau Berckhin [Franziska Hypolita Berka], frau Benigna [Katharina von Lobkowitz], graff Swurbin [Barbara Eusebia z Vrtby], herrn Christophß Poppell [Ferdinand von Lobkowitz] fraw [Maria Magdalena], freille [Frebonia] von Pernstain, und 4 andere freyllen der füerstin [Polyxena] von Lobkhowitz, aber unser herr wirdth hatt abermall seinen guetten theill bekhommen. Frau Benigna, freylle von Pernstain, herr burgraff [Adam von Waldstein] und ich, der ich bey 12 ducaten verlohren, haben nach dem eßen ein weill reversina gespillet. Heint in aller frühe sein auf erclärung deß päbstlichen commissarii, herrn bischofen Altringers [Johann Marcus von Aldringen], die jenigen excommunications zetteln, welche miehr vor 2 jahren die studenten der universitet zerrißen, offentlich wider aufgehenckht worden, nicht ohne empfindtlichkheit aller der interessirten bei selbiger universitet. Die jenige zettel die an der universitet selbsten angeschlagen worden, hatt gahr müeßen halb verwachtet werden, dieweill die studenten zum dritten mall zu 20 und 30 mit pistolen khommen solche herab zureißen, doch habenß die meinigen erwehret. Man saget dahie, eß habe ein wetter von Lintz an biß auf Neühauß [Jindřichův Hradec] schier alles gethraidt im feldt erschlagen. |


8. junii 1638, Prag
Heindt ist die procession in der Neüstatt bei S. Hainrich geweßen, da die sonnen zimblich hayß geschinnen. Das panckhetl hatt unß herr Willhelmb von Kolobroth [Wilhelm Albrecht von Kolovrat] gehalten. Dorten habe ich erfahren, das die studenten, weill ich khein wacht mehr halten lassen, angefangen etliche meiner zettlen abzureißen, und darfür ihr protestation anzuschlagen. Weill ich den gleich bey ih[r]er universitet fürüber müssen, also habe ich dorten bey der pruckhen, und S. Wenzel auf der Khlainseiten sollche hinweckh reißen laßen. An dem ersten und lezten orth ist es ohne contrast abgangen, weill sie es unverhindert geschechen laßen, und nur sobaldt ich fürüber gweßen wider ein neüe copey aufgehenckht, aber bey der pruckhen ist ein jesuiter selbsten meinem von adell in den zaumb gefahlen, und hatt die wacht ihme die helleparten entgegen gehalten, und glaube gewiß, wan ich nicht in persohn hernach gefahren ware, es hette dörfen ein gefecht abgeben, ehe ers herab gerißen hette. Ich habe darüber den herrn burgraffen [Adam von Waldstein] umb schutz der päbstlichen sentenzen angesprochen, wie auch herr [Johann Marcus von] Aldtringer, alß päbstlich offendirter commissarius gethan, dan sonsten leichtlich einmall ein aufruhr darauß endtstehen möchte, dieweill ich mich nicht auf dise weiß khan braviren laßen. Herr cantzler [Georg Adam] von Martinitz ist mit seinem herrn vattern [Jaroslav von Martinitz] disen abendt wider hie ankhommen.


9. junii [1638], Prag
Ich hette heindt sollen der procession bey den jesuitern beywohnnen, weill sie aber gestern einen so schlechten respect gegen dem Pabsten [Urban VIII.] und mier erwißen, also habe ich es undterlaßen. Hette auch sollen bei dem graf [Wilhelm Leopold] von Tättenbach eßen, habe mich aber wegen vilerlei vorgefallenen negotien und verhinderungen entschuldiget.


10. junii [1638], Prag
Die jesuiter haben gestern ungeacht der aufs neüe wider ihren studenten publicirten excommunication selbigen offentlich in ihrer procession mit gehen lassen. Ich habe heindt anfangß unser privat procession im schloß, darnach die andere ansehenlichere im Strohoff [Strahov] gehalten, alda unser ein guette compagnia hernach auch bey dem eßen gebliben; herr Gerard von Quesstenberg, welcher morgen inß Carlßbadt [Karlovy Vary] will, ware auch darbei verhanden. Deß graffen [Jaroslav] von Martinitz handell mit dem abbten von Strohoff [Caspar von Questenberg] wegen deß ABC büechell ist also gestillet worden, das ihr Mayestet [Ferdinand III.] befohlen, das man nichts mehr darvon reden solle, auch alle brieff und scripturen dißfahlß auß den canzleyen wider außlöschen. Herr canzler [Georg Adam] von Martinitz ist heint in aller frühe auf Wienn, wie auch sein brueder der graff Bernhardt [Ignaz von Martinitz]. Eß hatt heint gegen der nacht wider etwaß geregnet. |


11. junii 1638, Prag
Ich habe heint widerumben bey den statthaltern wegen der insolenz der studenten einkhommen müeßen, dan gestern hatt der päbstliche subdelegatus [Johann Marcus von Aldringen] meinen haußbotten herumb geschickht, den excommunicirten [Leopold Maior], und die jesuiter vor sich zu citiren, da hatt ihme erstlich der excommunicirte das thor vor der naßen zuegeschlagen, hernach ein anderer student gleich vor dem collegio [ihn] anfangß mit wortten injurirt, darnach ins gesicht geschlagen, und endtlich mit der bloßen wöhr biß in ein hauß verfolgt; ich habe genueg zu wöhren gehabt, das sich meine leüth nicht zusamen gerottet, und disen studenten wider ein affronto gethan haben. Die herrn statthalter schaffen woll den studenten vill, aber noch erst die vergangene nacht sein sie fort truppenweiß in der statt herumb mit waffen marsiret, und ihrer 4 gahr biß zu meinem hauß herauff khommen. Die juden sollen ein geschray haben außgebraitet, alß wan 4 auß ihren lengst verstorbenen von todten aufferstanden sein, unnd sie zum gebeth, fasten, und allmueßen, wan sie einen regen haben, und einer ungewöhnlichen theüerung entgehen wollen, ermannet haben sollen, darauf auf ihr andacht alßbaldt der gestrige und vorgestrige regen erfolget. Ich habe heint die füerstin [Polyxena] von Lobkhowitz besuechet, die nimbt unvermerckhter sachen immerzue mehrers ab.


12. junii [1638], Prag
Ich habe erst* vorgestern durch einen soldaten seinen brief von dem 31. januarii empfangen, darinnen er [Franz Albrecht von Harrach] mich ersuechet das ich auf anmelden des von Khönigseckh ihme die bilder deß bischofs zu Wirtzburg [Franz von Hatzfeld] solle folgen laßen, das habe ich thuen wollen, weill aber diser soldat nicht also gehaißen und auch noch 2 klingen darzue haben wollen, so habe ich ihme gar nichts gegeben, wan der [Melchior von] Hätzfeldt hie durchraiset so uberantworte ich ihms. Erfreye mich mit ihme daß er den Fidamor [Otto Friedrich von Harrach] baldt bei sich haben wirdt. Und hiemitt auf heint a Dio, ich habe gar zuvil zu schreiben.
Fulgidorus manu propria. |


17. junii 1638, Prag
Ich bin heindt in mein seminarium hinunndter dasselbige zu visitiren, und weill der rector [Georg Peischelius], welcher jezt mein official worden, nicht mehr dorten verbleiben khan, meinen alumnis jemandt andern vorzustellen. Habe unden geßen, und darzue die interessirten äbbt und etliche cappuziner geladen. Der abbt von Khönigsaall [Johann Greifenfels], welcher gleich gegen über ein gebew, nach dem exempell des abbten von Strohoff [Caspar von Questenberg], für seine münch aufführen will, hatt mich seinen situm darzue sehen laßen, ist gewiß zu den 1.000 talern die er darumben außgeben ein gahr schöner großer und gelegener platz. Ich habe ihme doch ein mehrers hertz darzue zumachen, zum überfluß noch auch ein anderes hauß darzue geschenckhet, welches dem seminari sonsten zu nichts nutz geweßen. Die jesuiter sein am sontag so gehorsamb geweßen, das sie nicht allein in den pfarren nicht geprediget, sondern auch alle khinderlehren stehen laßen, welches ihnen sonsten noch nicht außtrückhlich verbotten geweßen, weill sies aber für sich selbsten gethann, so bestölle ich halt hinfüro andere die auch dises verrichten.


18. junii [1638], Prag
Der obriste [Enrique] Paradis ist von seiner khranckheit also übell zuegerichtet, das er gantz außer seiner selbsten ist, khaum die fraw [Ursula] khennet, und mit kheinem menschen khein worth redet. Eß hatt mich heindt einer genöttet ein meßgewandt einzukhauffen, dan obwoll es von weißen toppeltaffet, und seidene bluemben, darauf außgenähet geweßen, so hatt er miers doch umb 12 gulden gelaßen. Man hatt der don Martinin [Anna Maria de Huerta] schier alle ihre güetter und mobilien arrestiret, man sagt, man werde ihr erst die validitet ihrer heüerath mit dem don Martin [de Huerta] disputirn, und zeihet sie, sie solte über 100.000 ducaten in specie und etliche gantz guldene ziegell nach ihme gefunden, und etlichen officieren ihre sachen hindurch zubringen zu 20 und 30.000 gulden geschenckhet haben. Wers glauben will, mage es thuen.


19. junii [1638], Prag
Heint ist der [Jiří Jetřich] Grodeczki bei mier gewesen sich wegen der begrebnus seines lutherischen weibs [Johanka Uršula] zu entschuldigen, ich khan aber noch nicht allerdings seinem verlangen nachgeben. Der [Matthias] Gallas schreibet seinem schwehervatter [Filippo Gioacchino di Lodron] die fridenstractation mit den schwedischen seye ganz in den brunnen gefallen. Man sagt die studenten sollen gestern einen khnaben des [Rodolfo] Coloredo ubell tractirt haben | und heint in der gefängkhnuß sizen. Unser frau Sändl [Anna Susanna Slavata] ist auf Khönigrätz [Hradec Králové] und entgegen die frau Benigna [Katharina von Lobkowitz] und frau burgräfin [Johanna Emilia von Waldstein] wider hie ankhommen. Graf [Wilhelm Leopold] von Tättenbach wirdt auf den mittwoch neben dem grafen [Heinrich] von Dohna, mit welchem ich in einem khauff stehe umb sein guet [Solnice] für ein bistumb, wider auf Wienn, dan der ertzherzog [Leopold Wilhelm] hatt ihme nicht erlauben wollen daß er hie bleiben möchte biß zu des Khaisers [Ferdinand III.] herein khunfft. Mit der fürstin [Polyxena] von Lobkhowitz wirdt es wider beßer. Ich habe neülich der freylle Christina [Regina Jörger] schwester die frau von Kolobrat [Johanna Isabella von Kolovrat] dorten angetroffen, habe aber also im fürübergehen weder sie noch den mann [Zdenko Leopold] gekhennet, oder gegrüeßet. |

20. junii 1638, Prag
Der regen hatt mich heint frühe also erschröckht, daß ich gar die meeß zu hauß gelesen. Nachmittag habe ich mein gräfin [Anna Benigna von Fürstenberg] besuecht, die es für ein desto größern favor aufgenommen weill die frau Benigna [Katharina von Lobkowitz] nicht zu hauß gewesen ist. Die freylle [Frebonia] von Pernstain eilet auf Leitomischell [Litomyšl], dieweill der Khaiser [Ferdinand III.] im fürüber raisen dorten einkheren will. Es sein brandeburgische gesandten hie durch, die nacher Wienn raisen. Mein khauff mit dem [Heinrich] von Dona ist nicht von statten gangen, dieweill ich nicht uber 70.000 gulden geben und er nicht under 70.000 schock nehmen wollen, mueß erst sehen ob er sich etwan, wan er wider von Wienn zuruckh khommet, waß beßeres resolvirete.


21. junii 1638, Prag
Ich bin heint in der Neüen Statt und in der Alttstatt gewesen die beichtzetteln von den pfarrern einzufordern, damit ich sehen möchte wie fleißig sich die herrn prager umb ostern eingestellet. Habe allerlei unordnungen und forthaftigkheiten dißfalß gemerckhet, denen man ins khünftig wirdt vorbauen müeßen. Bei dem [Rodolfo] Coloredo bin ich zu mittag gewesen, da wier gar woll gelebt. Darnach habe ich den uberrest des* tags* biß gar nach 9 in deß graf Slabata [Wilhelm Slavata] garten, dahin ich mier mein nachtmall bringen laßen, und ein paar cappuziner darzue zu gast gehabt, zuegebracht. Etliche haben heint avvisi gezaigt, das die franzosen S. Homeri [St. Omer] eingenommen, und schon Donkirchen [Dunkerque] zu waßer und zu landt solten belegert haben, andere entgegen sagen die spänier habens glückhlich succurrirt, und alle notturfft hinein gebracht, und die franzosen darvon weichen machen, und solle in selbiger faction deß [Ottavio] Piccolomini vetter gebliben sein.


22. junii 1638, Prag
Heint habe ich auch die pfarrer auf der Kleinen Seiten beisamen gehabt. Darnach habe | ich bei dem herrn obristen burgrafen [Adam von Waldstein] geßen. Dise herrn von der cammer, jägermaister, und dergleichen, die waß zu thuen haben ihr Mayestet [Ferdinand III.] underwegs woll zu tractirn, ziehen morgen schon alle dorthinwerts. Mein Egidi [Rubin] ist gestern mit einem roß gefallen, und hatt sich sehr ubell darmit zuegericht, sonderlich seine augen, an denen er noch heint kheinen stickh sehen khan. Umb Prag herumb gibet es Gott lob nicht vill wetter, aber von dem landt herein schreibet man von underschidlichen schäden die dardurch geschehen, dem [Rodolfo] Coloredo hatt ein wetter auf 7 dörfern alles getraidt ruinirt, und in das schloß eingeschlagen. Dem herrn burgrafen hatt ein mültau den weizen so von 300 angebauten strichen erwachsen, also in grundt verbrannt, das man gar das stroh nicht wirdt brauchen khünnen. Der graf [Wilhelm Leopold] von Tattenbach und [Heinrich] von Dohna sein heint wider auf Wienn.


23. junii 1638, Prag
Heint fruhe habe ich das spittall meines creitz ordens visitirt, und etliche unordnungen darinnen reformiret. Mit der post sein underschidliche khayserliche befelch wegen unsers jesuiter handelß ankhommen. Herr burgraf [Adam von Waldstein], so bei mier geßen, hatt mier einen intimirt, daß ich nemblich, meine leüth von allerlei händelln mit den studenten abhalten, und ihnen die ohne daß verbottene waffen zu tragen abstöllen solle (ist schon lengst beschehen). Der von Tallnberg [Friedrich von Talmberg] hatt noch ein andere commission, von deren man in der statt spargiret, daß er mier einen scharfen verweiß wegen deßen, so vorgelofen, geben solle (daß will ich nicht hofen, oder doch mich hingegen auch hören laßen.) Biß dato hatt er sich nur sovil verlauten laßen, das ihr Mayestet [Ferdinand III.] verlangen, das ich vor weiterer dero information nichts von disem handell klagweiß gen Rom schreiben solle. Heint sein die khayserlichen furier ankhommen mit etlich fuhren steyrischen weinn, und mit ihnen mein neüer pruckherischer cammerdiener. Deß herrn [Franz] Joseph Popell [von Lobkowitz] gemahell, herrn von Tallnbergs [Friedrich von Talmberg] dochter [Polyxena Maria] ist dise tag glückhlich mit einem sohn erfreyet worden.


24. junii [1638], Prag
Ich hette heint sollen bei dem [Octavian] Khinski eßen, aber weill ihme der abtt von Khönigsaal [Johann Greifenfels] mit der einladung vorkhommen ist, und mier wegen seines geburtstags in des Slabata [Wilhelm Slavata] garten ein panckhetll gehalten, so bin ich gleich bei disem gebliben: Hatt gar ansehenlich tractirt, und musica darzue gehalten; haben hernach biß auf 5 mit einander kegl geschoben. Heint frühe hatt sich ein weib in dem | khayserlichen schwannen garten an einem baum erhenckht, und weill der strickh mit ihr abgerißen, und sie noch lebendig herab gefallen, hatt sie sich vollendts darnach erst in dem deücht ertrenckht. Die herrn studenten fangen schon an allerlei schöne pasquill auszustrewen. Ich hofe es solle noch einer darüber einbießen. Wegen S. Joannes abendt hatt es etliche fewer auf dem Rätschin heroben abgeben, darbei die pueben unndt mädl lustig herumbgedanzet.


25. junii [1638], Prag
Heint frühe bin ich in meinem seminario bei einer disputation gewesen, meistens dem herrn Khaffka [Jan Kavka] zu ehren, welchen die conclusiones zuegeschriben worden; welcher mich darnach auch zu den hiberneser münchen zu gast geladen, da er unß gar woll aber etwas zu lang tractirt hatt. Herr Frantz [Karl] von Sternberg und der junge [Jan František] Khafka sein auch vorhanden gewesen.


26. junii [1638], Prag
Es hatt haint ansehenlich geregnet. Die frau Sändl [Anna Susanna Slavata] ist gleich
jezt wider von ihren güetern nach hauß khommen. Der herr von Talnberg [Friedrich von Talmberg] und landtschreiber [Christoph Wratislaw] haben bei mier ihr khayserliche commission abgelegt, die betrift die wider restituirung der abgenommenen canzlen den jesuitern; es khan aber noch auf dißmall nicht geschehen, ehe ihr Mayestet [Ferdinand III.] nicht auch meine rationes gnuegsamb vorhero representirt werden. |


27. junii 1638, Prag
Ich habe heint mein mittagmall eingenommen bei dem herrn obristen burgrafen [Adam von Waldstein], alda wier hernach ein weill mit der frau Sändl [Anna Susanna Slavata] ein reversina gespilet; herr Lätzko [Ladislav Burian] von Wallstein ist* gleich wenig stundt zuvor gen Prag ankhommen gewesen. Von ihrer khayserlichen Mayestet [Ferdinand III.] sein heint underschidliche resolutionen hier angelangt wegen der carolinischen universitet, welche sambt aller ihrer zuegehör ihr Mayestet auß der jesuiter handen zu ihren aigenen einziehen, und herrn von Tallnberg [Friedrich von Talmberg] zu einem khöniglichen protectore darüber deputiren; herr Hainrich von Kolobrath [Kolovrat] aber der dise resolutionen exequirn soll, ist noch nicht allhie, sondern auf seinen güetern.


28. junii [1638], Prag
Heint hatt herr burgraff [Adam von Waldstein] und herr landtschreiber [Christoph Wratislaw] bei mier geßen, mit der occasion das sie ohne daß neben den anderen herrn commissarien zum vergleich meiner schwägerin [Thekla Lavinia von Harrach] mit den grafen von Fürstenberg bei mier zusambkhommen sollen. Es ist aber auß disem tractat des vergleichß gantz nichts worden, weill man meiner schwägerin zuvil von dem ihrigen zuruckhnehmen, und auch den uberrest nicht gnuegsamb assicurirn wollen. Es ist schon ein diener des herrn bischofen von Wienn [Anton Wolfradt] verhanden, der ihme daß quartier in meiner schwägerin hauß zuerichtet. Die herzogin von Sachsen [Anna Magdalena von Sachsen-Lauenburg] wirdt sich herauf ziehen in ihr hauß auf dem Rätschin.


29. junii [1638], Prag
Herr obrister burgraf [Adam von Waldstein] hatt ein taffell voll, nahendt bei 40 persohnen zusambgeladen, die hochzeit seines diener eines welcher sein hofmaisterin zum weib genommen, zu ehren. Daß wetter aber hatt unß unsern lust in etwas verderbet, dieweill wier deß regens halber nicht im garten eßen khünnen sondern in den zimmern bleiben müeßen, da es gleichwoll hernach ein dänzl, und under unß anderen die wier nicht danzen dörfen, ein reversina mit schlechtem verlust und gewinn abgeben. Die alte lutherische graf [Sidonia] Schlickhin hatt ein gar feine freylle von Scherotin [Anjelina Sibylla ze Žerotína] mit sich darzue gebracht, die vilen nicht ubell gefallen hatt.


30. junii 1638, Prag
Es regnet jezundt sovill, und ist so ein khüeles wetter darneben, daß wier schier alle wider in die winter klaider schlieffen, doch solle dise feüchte an theilß orthen dem getraidt | noch vill nuz schaffen. Mein Egidi [Rubin] fanget erst jezt an nach seinem neülichen fall mit dem roß ein wenig wider zu sehen. Man discurrirt dahie von allerlei mutirungen so zu Wienn vorgehen sollen mit der einigen resignirung deß statthalterambts von herrn Seifridt Breiner [Seifried Christoph Breuner], dan etliche befürdern darzue den graf Trautsam [Johann Franz Trautson], und geben das landmarschalckhambt dem herrn Lienhardt [Leonhard Karl von Harrach], andere wollen der graf von Puechaimb [Johann Rudolf von Puchheim] werde statthalter und gehaimer rath werden, und an sein stöll solle hernach khomen unser graf Max [Maximilian von Waldstein], und an deßen stöll der graf [Georg Achaz] von Losenstain.

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